Deutsche Röntgengesellschaft e.V.
Florian Schneider
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Am 13. Juni 2015 findet unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Müller-Schimpfle das 5. Konsensustreffen Mammadiagnostik in Frankfurt statt. Der Tagungspräsident erläutert hier, worum es diesmal bei dem wegweisenden Treffen der senologischen Community in Deutschland gehen wird.
Das Thema des diesjährigen Konsensustreffens lautet „Neue Befundungsstandards“. Welche Bildgebungsmethoden nehmen Sie sich vor?
Wir werden uns im Schwerpunkt mit dem neuen BI-RADS-Lexikon, das im Februar 2014 in englischer Sprache erschienen ist, auseinandersetzen. Das heißt, es geht um die Methoden Mammografie, Ultraschall und MRT. Die Besonderheit ist, dass der Lexikonstandard für uns eine wichtige Referenz darstellt, wir diesen aber nicht 1:1 übernehmen können, sondern an unsere Gegebenheiten anpassen müssen – abgesehen davon, dass es noch keine deutschsprachige Übersetzung gibt.
Was heißt das konkret?
Wir sind in zweierlei Richtungen gefragt. Zum einen gilt es, die Neuerungen des BI-RADS als Vorschlag und Entwurf für die senologisch tätige Community aufzunehmen und zu verbreiten, zum anderen sie auf Praktikabilität in Deutschland und vor allem auch auf Basis unserer eigenen ärztlichen Erfahrung zu prüfen. Dort, wo wir es für erforderlich halten, werden wir Modifikationen vorschlagen.
Rechnen Sie mit einem vom BIRADS abweichenden Konsens ihrer Community?
Wir rechnen damit, dass wir auf Besonderheiten treffen, die wir in Deutschland, vielleicht aber auch in Europa anders bewerten als es der amerikanische Senologie-Markt tut. Ich benutze bewusst das Wort Markt, denn die US-amerikanischen Gesundheitsbedingungen sind trotz Obama-Care ein bisschen anders als in Europa und in Deutschland. Neben den medizinischen Möglichkeiten geht es auch um die wirtschaftlichen und strukturellen Bedingungen, unter denen Mammadiagnostik betrieben wird. Und bei allem Respekt: unser über ein Konsensus-Treffen zu einer Empfehlung führende Prozess ist definitiv transparenter und breiter aufgestellt als es der doch sehr exklusive und nicht immer nachvollziehbare Weg der BIRADS-Macher ist.
Worin unterscheiden sich diese Bedingungen?
Wir haben in Deutschland sehr große Erfahrungen mit dem Mamma-Ultraschall. Da gibt es eine sehr große Durchdringung, die durch die DRG, die DEGUM, die Programme der gynäkologischen Fachgesellschaften und der KVen vorangetrieben wird. Das ist eine deutsche Besonderheit, so dass Abwägungen von Prätest-Wahrscheinlichkeiten, von Risiko-Konstellationen der Frau, aber auch das noch viel kritischere Thema “Wem nutzt eine sonografische Früherkennungsleistung?“ hierzulande anders beantwortet wird als in den USA.
Das Konsensustreffen findet 2015 zum fünften Mal statt. Welchen Stellenwert hat die Tagung seitdem für die deutsche Mammadiagnostik erlangt?
Sicherlich einen kräftigen Abdruck hat das 2007er-Treffen zum Mikrokalk hinterlassen. 2011 hat das Konsensustreffen einen Anschub der MRT-Diagnostik bei den Risikopatientinnen, aber auch die differenzierte Betrachtung in der prä-operativen Diagnostik gebracht. 2013 haben wir die Zusammenfassung des Sachstandes über alle Methoden erlebt. Wir hatten damals – das darf ich offen sagen – schon mit der Neuauflage des BI-RADS gerechnet, die wir jetzt endlich diskutieren können.
Ich bin im Übrigen sehr erfreut, dass in den Fortbildungsvorträgen immer wieder Ergebnisse des Konsensustreffens ihren Niederschlag finden. Was ich auch sehe – und dazu möchte ich die Kollegen unbedingt ermuntern – wenn wir Anfragen vom medizinischen Dienst der Krankenkassen erhalten, wenn es um strittige Fälle der Kostenübernahme geht, dann ist der Verweis auf das Konsensuspapier sehr hilfreich! Erst jüngst habe ich den Fall erlebt, dass eine Kasse von sich aus Bezug auf das Konsensuspapier genommen hat.
Herzlichen Dank für das Gespräch!