"Das Thema Nachhaltigkeit hat auch international an Gewicht gewonnen"
Nachhaltigkeit in der Radiologie ist auf der internationalen Bühne angekommen: Als eines der fünf Schwerpunktthemen spielte sie beim R7-Gipfel vom 10. bis 13. Oktober 2024 eine zentrale Rolle. Das Treffen der radiologischen Gesellschaften der G7-Staaten fand zum ersten Mal statt. Als Delegierte der Deutschen Röntgengesellschaft reisten Prof. Dr. Konstantin Nikolaou, Prof. Dr. Christiane Kuhl und Dr. Isabelle Redenius nach Venedig. Dr. Redenius, Sprecherin des Netzwerks Nachhaltigkeit, schildert im Interview ihre Eindrücke.
Dr. Isabelle Redenius spricht über Nachhaltigkeit und Radiologie. privatWelche Schwerpunkte waren beim R7 besonders interessant für Sie – und spielt die internationale Perspektive dabei eine Rolle?
Von den diskutierten Themen war neben dem Thema “Nachhaltigkeit” das Thema “Künstliche Intelligenz” besonders spannend für mich, da sie für mich DIE zentralen Zukunftsthemen darstellen und auch eng miteinander verknüpft sind. Die internationale Perspektive ist dabei unabdingbar. Insbesondere Nachhaltigkeit muss global gedacht werden, aber auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz erfordert eine internationale Vernetzung. Insgesamt diskutierten die Delegierten fünf Themen: Das Thema “Der gebrechliche Patient“ ist aufgrund der demographischen Entwicklung eine zukünftige Herausforderung, die zumindest die Industriestaaten weltweit betrifft. “Arbeitsbedingungen in der Radiologie“ und “Die zukünftige Generation Radiolog:innen“ sind ebenfalls Themen, die nicht nur für Deutschland, sondern international relevant sind.
Haben Sie etwas für Ihre persönliches radiologisches Engagement mitgenommen?
Für mich persönlich habe ich mitgenommen, dass das Thema Nachhaltigkeit auch international an Gewicht gewonnen hat. Das bestärkt meine Motivation, mich für Nachhaltigkeit in der Radiologie einzusetzen. Alle waren sich einig, dass wir jetzt zeitnah ins Handeln kommen müssen. Zudem sind mir viele Schnittpunkte bewusstgeworden, bei denen die künstliche Intelligenz uns für ein nachhaltigeres Handeln helfen kann.
Gab es Sessions oder Personen, die Sie besonders beeindruckt haben?
Wie bereits erläutert, war die Diskussionsrunde zum Thema “Nachhaltigkeit” aufgrund meines Engagements in dem Bereich auch der Teil, zu dem ich am Meisten beitragen konnte. Sehr gelungen fand ich den Impulsvortrag von Dr. Kate Hanneman zu dem Thema. Sie engagiert sich in Kanada für mehr Nachhaltigkeit in der Radiologie.
Insgesamt war es eine außergewöhnliche Veranstaltung mit einem offenen Austausch zu den Herausforderungen, denen wir in der Radiologie begegnen und wie in anderen Ländern damit umgegangen wird. Was in Deutschland teilweise als undenkbar gilt, wird in anderen Ländern umgesetzt: So gibt es in England in den Krankenhäusern landesweit z.B. eine „decision support software“, anhand der entschieden wird, ob und welche Bildgebung ein Patient bekommt. Auch werden dort die Röntgenbilder teilweise von MTR befundet. In Japan, wo es wenig Radiolog:innen gibt, wird in peripheren Häusern auch die Schnittbildbefundung häufig von Ärzt:innen anderer Fachrichtungen übernommen. Während ich mir von der genannten “decision support software” vorstellen kann, dass sie dazu beiträgt, „low value imaging“ zu reduzieren und somit zu Nachhaltigkeit beiträgt, ist die fachfremde Befundung sicher kein Weg, den wir in Deutschland einschlagen wollen.
Was macht den R7-Gipfel so besonders – und welche Empfehlungen würden Sie weitergeben?
Das Format des R7-Gipfels war außergewöhnlich, da es neben den Sitzungen noch ausreichend Raum für informelle Gespräche abseits der formellen Räumlichkeiten gab. Dieser Raum war insbesondere wichtig, da viele Ideen und Vorschläge oft in einer entspannten Atmosphäre geboren werden und er somit von nicht zu unterschätzendem Wert ist. Thematisch möchte ich der DRG nahelegen, sich verstärkt damit zu befassen, wie Nachhaltigkeitsaspekte und künstliche Intelligenz verknüpft werden können. Beide Themen werden den radiologischen Alltag in Zukunft stark beeinflussen und müssen zusammen gedacht werden.
Dr. Isabelle Redenius ist Radiologin mit Spezialisierung in der bildgebenden Kardiodiagnostik. Sie arbeitet für die evidia MVZ Braunschweig GmbH. In diesem Interview erfahren Sie mehr über ihr Engagement im Netzwerk Nachhaltigkeit der DRG. |
Über den R7-Gipfel Im Rahmen des ersten R7-Gipfels trafen sich die Delegierten der folgenden radiologischen Fachgesellschaften: Radiological Society of North America (RSNA), Canadian Association of Radiologists (CAR), the U.K. Royal College of Radiologists (RCR), Société Française de Radiologie (SFR), Società Italiana di Radiologia Medica e Interventistica (SIRM), Japanese Radiological Society (JRS), European Society of Radiology (ESR) und der Deutschen Röntgengesellschaft. |