Neues Format

LernRad: Go!Cards für die radiologische Weiterbildung

Seit Kurzem können Nutzerinnen und Nutzer der Online-Plattform LernRad von einem neuen Format profitieren, den Go!Cards. Dabei handelt es sich um digitale Lernkarten, die sich mit den technischen Seiten der Radiologie wie Röntgen- und MRT-Technik befassen und Assistenzärztinnen und -ärzte fit machen sollen für ihre Facharztprüfung. Über weitere Ziele der Karten und darüber, wie sie funktionieren, haben wir mit Professorin Bettina Baeßler, eine der Gründerinnen von „Lernrad“, und der „Erfinderin“ des neuen Formats, PD Dr. Hanna Styczen, gesprochen.

Prof. Dr. Bettina Baeßler © DRGFrau Professorin Baeßler, im vergangenen Jahr haben Sie die digitale und interaktive Plattform LernRad für radiologische Lehrinhalte mit Ihren Kolleginnen Dr. Mareike Franke und PD Dr. Nienke Hansen gegründet. Wie hat sich die Plattform seither entwickelt?
Prof. Baeßler: Seit unserer Gründung am Weltfrauentag 2021 (das ist wirklich ein super Datum, das man nie vergisst) gab es eine tolle Entwicklung unserer Plattform. Wir haben inzwischen 3 große „Basics“ Kurse zu den Themen Thorax, Neuro und Abdomen online, die vor allem von Studierenden intensiv genutzt werden – inzwischen haben wir tatsächlich Kundinnen und Kunden an allen deutschen Fakultäten. Aber auch Einsteigerinnen und Einsteiger aus der Radiologie, Neurologie oder Inneren Medizin nutzen diese Kurse. Das Feedback ist extrem positiv und unser didaktisches Konzept, das auf dem Markt nach wie vor einzigartig ist und ein wirklich aktives Lernen am Fall beinhaltet, scheint sehr gut den Bedarf unserer Lernenden zu treffen. Passive Berieselung ist bei uns kontraindiziert!
Nachdem unsere erste kleinere Zielgruppe, die Studierenden, nun erstmal „versorgt“ ist, haben wir uns unserer wichtigsten Zielgruppe, nämlich den Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten zugewendet. Hier gibt es nun bereits einen interaktiven Kurs zur Röntgen-Technik, welcher sich an den Lernzielen des ESR- und DRG-Curriculums orientiert und auf unterhaltsame und verständliche Art und Weise die Grundlagen der Röntgen-Technik samt Antworten auf Facharzt-Prüfungsfragen aus den letzten Jahrzehnten behandelt. Aktuell arbeiten wir intensiv an einer Erweiterung unserer Plattform – sowohl technisch wie auch inhaltlich.

Was haben Ihrer Ansicht nach digitale Lehrinhalte analogen Inhalten voraus?
Prof. Baeßler: Wir alle sehnen uns nach langen Jahren der Pandemie wieder in Präsenzveranstaltungen zurück – das geht sogar mir so, obwohl ich das als großer Fan digitaler Formate vorher nie gedacht hätte. Man merkt aber, dass diese „analogen“ Veranstaltungen vor allem für den persönlichen Austausch und die Vernetzung genutzt werden und sehr wichtig sind – das Lernen jedoch tritt dabei in den Hintergrund. Das ist auch nicht ohne Grund so, ist es doch inzwischen sehr häufig wissenschaftlich gezeigt worden, dass (meist passiv konsumierte) Frontalvorträge von 45 Minuten Dauer und mehr, wie sie bei allen Präsenzveranstaltungen, die ich so kenne, nach wie vor üblich sind, nur einen sehr schlechten Lernerfolg nach sich ziehen. Wer ist nicht schon einmal aus einer solchen Veranstaltung, in der sich Vortrag an Vortrag reihte und die Dozierenden anhand von Standbildern und Power Point Folien klinisches Wissen zu vermitteln suchten, herausgegangen und hat sich nach einer Woche gefragt, ob überhaupt irgendetwas davon nachhaltig war? Genau hier machen interaktive digitale Lehrinhalte den Unterschied. Die Betonung liegt dabei allerdings tatsächlich auf dem Wort „interaktiv“. Denn das ist die Voraussetzung für einen wirklich nachhaltigen Lernerfolg – eine passive Berieselung kann das weder digital noch analog erreichen.
Darüber hinaus liegt uns das Thema Diversity, wie Sie alle wissen, sehr am Herzen. Wir sehen digitale Lehrinhalte auch als einen Beitrag zu Diversity und Inclusion – digitale Lerninhalte sind für jede und jeden zeitlich und räumlich unabhängig abrufbar und die Lernenden können in ihrem individuellen Tempo arbeiten. Da spielt es dann keine Rolle, ob man alleinerziehende Mutter oder schwer beschäftigte Chefärztin ist. Interessant ist auch, dass unsere Kurse häufig von zugewanderten Fachkräften genutzt werden, die sich auf Sprachprüfungen oder ihren Arbeitseinstieg in Deutschland vorbereiten möchten. Diese Zielgruppe hatten wir initial gar nicht auf dem Schirm, zeigt aber auch, dass solche digitalen Lernangebote einen Beitrag zur Inclusion leisten können.

PD Dr. Hanna Styczen © PrivatLernRad entwickelt sich beständig weiter. Vor Kurzem ist etwa das Format Go!Cards hinzugekommen, das in Zusammenarbeit mit PD Dr. Styczen entstanden ist. Wie kam es zu der Kooperation?
Prof. Baeßler: Wir rufen auf unserer Plattform aktiv Dozierende auf, sich mit uns in Verbindung zu setzen, wenn sie unsere Idee von guter digitaler Lehre teilen und ihre eigenen Ideen zu Kursen und Inhalten auf Basis einer transparenten Umsatzbeteiligung umsetzen möchten. Wir liefern dafür die Plattform und das technische Know-how, die Dozierenden ihre Expertise und ihre Begeisterung für gute Didaktik. Wir haben diesen Weg ganz bewusst gewählt, denn die Radiologie ist ein inzwischen so stark subspezialisiertes Fach, dass wir drei Gründerinnen nicht alle Themen in der Tiefe und mit der fachlichen Expertise abdecken können, wie es unseren Ansprüchen genügen würde.
Genau über diesen Weg ist Frau PD Dr. Styczen auf uns zugekommen. Wir haben uns - natürlich digital - getroffen und unsere Ideen ausgetauscht. Frau Styczen hat uns dann berichtet, dass sie an einem Skript mit Fragen und Antworten für die technischen Teile der Facharztprüfung arbeite, weil sie selber während ihrer vor kurzen absolvierten Prüfung hier große Mängel der vorhandenen Lernmaterialien – angefangen von fehlender Aktualität bis hin zu fachlichen Fehlern – festgestellt hatte. Das konnten wir alle nur zu gut nachvollziehen. Wir haben dann gemeinsam als kreative und moderne digitale Lösung die Go!Cards entwickelt – digitale Lernkarten mit Fragen und Antworten zu allen wichtigen Themen der Facharztprüfung Radiologie, basierend auf Facharzt-Prüfungsprotokollen und vorhandenen Curricula und natürlich auf dem aktuellsten Stand des Wissens und der Technik.

Frau PD Dr. Styczen, an wen richten sich die Go!Cards und was ist ihr Ziel?
PD Dr. Styczen: Die Go!Cards richten sich an Assistenzärztinnen und -ärzte in jeglichem Stadium der radiologischen Weiterbildung: Der Assistenzarzt in den ersten Weiterbildungsjahren kann sie nutzen, um die technischen Inhalte fortlaufend und parallel zu seinem entsprechenden klinischen Einsatzbereich (zum Beispiel Röntgen-Arbeitsplatz, Sonographie-Rotation, etc.) zu erlernen. Die Assistenzärztin im letzten Weiterbildungsjahr kann die Go!Cards nutzen, um für den Dialog in der Facharztprüfung zu proben und damit zügig alle wichtigsten Fakten zur Technik zu wiederholen. Ein separates Kapitel „Strahlenschutz für Fachärzte“ haben wir speziell für Fachärztinnen und -ärzte entwickelt, die alle wichtigsten Fakten zur Technik und Strahlenschutz vor der Schwerpunktprüfung Neuroradiologie lernen und wiederholen möchten. Denn auch bei der Schwerpunktprüfung beziehen sich die Einstiegsfragen auf technische Themen. Hier kann man als Prüfling mit soliden, korrekten Antworten einen guten ersten Eindruck hinterlassen.

Könnten Sie uns die Go!Cards näher beschreiben?
PD Dr. Styczen: Die Go!Cards sind digitale Lernkarten und umfassen alle wichtigsten Fakten für den technischen Teil der radiologischen Weiterbildung. Das Gesamtpaket besteht aus insgesamt 8 Kapiteln: Kontrastmittel in der Radiologie, Röntgen-Technik, CT und Angiographie, Sonographie-Technik und Informatik, Strahlenschutz und MRT-Technik. Die Kapitel über Röntgen- und MRT-Technik sind hierbei hervorzuheben, da sie jeweils zwei Teile umfassen - entsprechend ihrer Bedeutsamkeit in den Facharzt-Prüfungsprotokollen und bestehenden Curricula. Jedes einzelne Kapitel besteht dabei aus ca. 40-50 Fragen, die strukturiert aufeinander aufbauen. Nutzerinnen und Nutzer wählen ein Kapitel, beginnen mit der ersten Lernkarte und beantworten die Frage, wie sie es auch in der späteren Prüfungssituation tun würden. Auf der „Rückseite“ der Lernkarte erhalten sie die korrekte Antwort. Der Inhalt aller zusammen genommenen Antworten deckt alle relevanten technischen Themen für die Prüfung ab – es war uns wichtig, dass die Lehrinhalte nicht unnötig umfangreich, aber auch nicht zu knapp bemessen sind.
Bei den meisten Lernkarten finden sich unterhalb der Fragen/Antworten Zusatzinformationen inklusive Kommentare, Merksätze und Abbildungen. Diese liefern Hintergrundinformationen oder vertiefen die Lehrinhalte, sodass Nutzerinnen und Nutzer sich auch ohne Vorwissen einarbeiten können.  

Warum liegt der Fokus der Go!Cards auf den technischen Themen der Radiologie?
PD Dr. Styczen:Technische Themen der Radiologie werden in der klinischen Ausbildung im Alltag kaum behandelt und von den meisten Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten eher widerwillig und notgedrungen vor der Facharztprüfung gelernt. Mir persönlich ging es genauso, als ich mich vor einem Jahr für die Facharztprüfung vorbereitet habe. Als ich alles Wichtige zum Thema Technik und Strahlenschutz durchgearbeitet hatte, wurden mir erst die verschiedenen Zusammenhänge und Besonderheiten der Modalitäten klar und ich war froh, dass ich mir die Zeit dafür genommen habe. Man stärkt die eigene radiologische Kompetenz, was auch den Patientinnen und Patienten zugutekommt. Das Lernen von technischen Themen der Radiologie kann und soll auch Spaß machen. Dafür müssen die Inhalte kompakt, einfach und gut aufgearbeitet sein. Das wollten wir in den Go!Cards umsetzen.

Planen Sie, diese Themenauswahl in Zukunft zu erweitern, Frau Professorin Baeßler?
Prof. Baeßler: Da die Go!Cards als Format so gut ankommen und es offenbar einen Need für das schnelle Lernen und/oder Wiederholen von Fakten vor der Facharztprüfung gibt, planen wir in der Tat, die Lernkarten auch auf andere Themenbereiche auszuweiten. Zu jedem klinischen Kurs, den wir aktuell und in der Zukunft entwickeln, soll es dann auch einen Lernkartensatz geben, der das schnelle Wiederholen der wichtigsten Fakten zu dem jeweiligen Thema beinhaltet. So berücksichtigen wir unterschiedliche Lerntypen und Bedürfnisse unserer Lernenden auf optimale Weise.

Wie erfolgt der Zugriff auf die Go!Cards? Gibt es Vorteile für DRG-Mitglieder?
Prof. Baeßler: Die Go!Cards findet man auf unserer Plattform unter https://www.lernrad.com/kurs/lernrad-gocards-bundle/. Neben dem „Bundle“ gibt es die Lernkarten zu einzelnen Themengebieten auch einzeln zu kaufen. Alle aktiven DRG-Mitglieder erhalten dank der Kooperation zwischen der DRG und der LernRad einen Mitgliedsrabatt von 50 Prozent. Diesen haben wir aktuell über eine Gutschein-Lösung implementiert. DRG-Mitglieder müssen dafür nur das entsprechende Formular, das wir in der Kursbeschreibung verlinkt haben, ausfüllen und erhalten dann einen Gutschein, mit dem sie beim Checkout 50 Prozent Rabatt erhalten.

Zu den Personen

Professorin Bettina Baeßler ist Geschäftsführerin der LernRad GmbH und seit 2021 W2-Professorin für klinische Radiologie sowie Leiterin der Kardiovaskulären Bildgebung am Universitätsklinikum Würzburg.

PD Dr. Hanna Styczen ist Fachärztin für Radiologie sowie Privatdozentin an der Universität Duisburg-Essen und als Oberärztin tätig. Sie absolviert aktuell die Weiterbildung für den Schwerpunkt Neuroradiologie im Universitätsklinikum Essen.

Go!Cards für die radiologische Weiterbildung

veröffentlicht am Freitag, 15. Juli 2022