Röntgenstereoskopie
Der Siegeszug der Stereobilder begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Bereits 1860 waren in Europa über eine Million Stereoskope und ein Vielfaches an dazugehörigen Stereokarten verkauft. Wilhelm Conrad Röntgen hat als begeisterter Fotograf selber schon früh auch Stereobilder aufgenommen. Bereits in den ersten Monaten nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen strebte man nach einer dreidimensionalen Bildgebung (insbesondere Ernst Mach). Der britisch-amerikanische Elektroingenieur und Röntgenpionier Elihu Thomsson (1853-1937) veröffentlichte bereits im März 1896 eine Abhandlung zur Erstellung und Auswertung von stereoskopischen Röntgenbildern.
Frühe Anwendungen beschäftigten sich hauptsächlich mit der exakten Fremdkörperlokalisation. Die Stereoskopie wurde allerdings in vielen weiteren Bereichen der Radiologie eingesetzt. Der Schädel, einschließlich der Gesichtsknochen und Nasennebenhöhlen, konnte stereoskopisch dargestellt werden. Stereoradiografien des zerebrovaskulären Systems nach der Injektion von opakem Kontrastmittel ergaben hervorragende Ergebnisse. In den 1930er Jahren entwickelte der Erlanger Anatom Albert Hasselwander (1877-1954) einen speziellen Stereoskiagraphen zur Erzeugung von Raumbildern, die es ihm ermöglichten, anatomische Strukturen in dreidimensionalen Modellen herzustellen. Die virtuellen Raumbilder wurden dabei durch eine besondere Spiegeloptik direkt in Höhe des kleinen hölzernen Arbeitstisches projiziert.
Schädelaufnahme des normalen Schädels eines Erwachsenen aus: Sommer, Ernst. Anatomischer Atlas in stereoskopischen Röntgenbildern. A. Stubers Verlag, Würzburg 1906. Bibliothek Deutsches Röntgen-MuseumStereoskiagraph Modell IV nach Prof. Dr. Albert Hasselwander. 1938. Firma H. Pausch, Erlangen 1938. Archiv Deutsches Röntgen-Museum