Eine ausführliche und einheitliche Leistungsdokumentation ist notwendig, um Abläufe an radiologischen Kliniken effizient zu gestalten. Prof. Dr. med. Mathias Cohnen, Chefarzt des Instituts für klinische Radiologie am Lukaskrankenhaus in Neuss, erklärt wie nach Ansicht des Chefarztforums eine transparente Leistungsdokumentation aussehen sollte.
Hintergrund und Motivation
Kosteneinsparungen machen als Folge der ökonomischen Zwänge im Gesundheitswesen nicht vor radiologischen Kliniken halt. Vorwiegend erfolgt eine Betrachtung der Krankenhausradiologie aus der Kostenperspektive („Cost Center“), so dass Einsparungen in der Radiologie einfach und zweckdienlich scheinen. Das CAFRAD hat sich zum Ziel gesetzt, eine umfassendere Betrachtung auch der erbrachten Leistungen darzustellen, so dass belastbare Kennzahlen resultieren. Dies hat zur Entwicklung eines eigenen Benchmark-Prof. Dr. med. Mathias Cohnen Chefarzt, Institut für klinische Radiologie, Städtische Kliniken Neuss - Lukaskrankenhaus - GmbH Projekts geführt, das 2008 unter Beteiligung von etwa 80 Röntgeninstituten entwickelt und kontinuierlich fortgeschrieben wurde, so dass eine breite transversale und longitudinale Datenbasis entstanden ist. Es wurde initial erwartet, dass die Leistungsdokumentation auf Basis der seit langem unverändert etablierten Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) relativ einheitliche Ergebnisse erbringen sollte. Relativ schnell hat man jedoch eine nicht durch Leistungsunterschiede erklärbare Heterogenität der ermittelten Daten zur Kenntnis genommen. Als Ursache wurde in breit angelegter Diskussion eine nicht uneinheitliche Dokumentation radiologischer Leistungen angesehen, so dass beschlossen wurde, eine einheitliche Verfahrensweise zu definieren.
Methodik
Diese Entscheidung fiel in Kenntnis und im Bewusstsein der eingeschränkten Eignung der GOÄ, deren Leistungspositionen in vielen Fällen den heutigen ärztlichen Maßnahmen und technischen Möglichkeiten nicht mehr entsprechen. Die weite Verbreitung der GOÄ zur Leistungsmessung auch bei Beratern und in Krankenhausverwaltungen ließ aber diese Entscheidung in vielen Diskussionen reifen, um eine über das Kollektiv möglichst homogene Leistungsdarstellung zu ermöglichen. CAFRAD hat beschlossen, neben den radiologischen Kernleistungen auch so genannte Serviceleistungen zu dokumentieren.
Ziel war es, eine möglichst realistische Wiedergabe der wirklich erbrachten Leistung und den erforderlichen Aufwand zu erreichen. Es wurde also keine Rücksicht auf privatärztlich abrechenbare Positionen genommen, sondern es sollen streng methodisch alle erfolgten Maßnahmen dokumentiert werden. Insofern wurden explizit auch Ziffern nebeneinander bzw. zum selben Zeitpunkt aufgeführt, die nicht konform zu einer korrekten privatärztlichen Abrechnung sind.
Unter Zuhilfenahme externer Fachberatung wurden für typische radiologische Kernleistungen die entsprechenden Gebührenpositionen zusammengestellt, falls erforderlich unter Hinzuziehung von Analogziffern. Hierzu wurden GOÄ-Ziffernketten exemplarisch für konventionell-radiologische Untersuchungen, die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie, die Angiographie sowie interventionelle bildgestützte Verfahren zusammengestellt. Zur einfacheren Verwendung diente die Dokumentation in MS Office Excel.
Erläuterung
Diese Gruppen aus GOÄ-Ziffern sind als Ausgangspunkt aufzufassen, von dem aus für die jeweilige Abteilung, Klinik oder Institut die wirklich durchgeführten, spezifischen radiologischen Maßnahmen leistungsgerecht kodiert werden müssen. Für diagnostische Verfahren gelingt dies meist ohne größere Probleme. Komplexere Vorgänge, wie Angiographien oder therapeutische bildgestützte Eingriffe, sind naturgemäß individuell auf die einzelne Patientensituation angepasst. Hier kann die Datenbank nur Beispiele als Hilfestellung zur Verfügung stellen, die dann an die jeweiligen Erfordernisse angepasst werden müssen.
Darüber hinaus wurden typische Serviceleistungen der Radiologie, wie z.B. Besprechungen und Demonstrationen, Einlesen von Fremdbildern oder Abgabe von CDs, die keinen Niederschlag in der GOÄ gefunden haben, mit Punktwerten versehen, die eine leistungsgerechte Dokumentation ermöglichen. Sie sind oft von analogen Leistungen der GOÄ abgeleitet worden.
Maßnahmen, die den üblichen Aufwand aufgrund ihrer Komplexität oder der Erkrankung des Patienten deutlich übersteigen, können entsprechend gesteigert werden. Diese individuell für jede Klinik zu erstellenden Leistungsbäume stellen im Folgenden die Grundlage für eine leistungsgerechte Kodierung im Hinblick auf das Benchmarkprojekt dar. Deshalb hat sich in den Folgejahren inzwischen eine homogenere Datenbasis ergeben, so dass die erhobenen Parameter mittlerweile für die jeweiligen Krankenhausgrößen besser vergleichbar sind. Es treten jedoch immer wieder Ausreißer bzw. Extremwerte auf, die entweder darauf beruhen, dass neue Teilnehmer gewonnen werden, die diese geschilderte GOÄ-Datenbank noch nicht nutzen, oder dass die elektronische Leistungsdokumentation z.B. im RIS nur abrechnungskonform und nicht leistungsgerecht erfolgen kann.
Ausblick
Auch wenn eine Vereinheitlichung des Leistungskatalogs erfolgreich umgesetzt werden konnte, bleiben noch Aufgaben:
- die Implementierung von Leistungscodes in neuen Radiologie-Informations-Systemen (RIS) oder die Änderung von Leistungsbäumen in bestehenden RIS-Installationen sollte durch die Anbieter bzw. Hersteller erfolgen. Hier gibt es erste ermutigende Ansätze.
- eine Anpassung der Leistungsdokumentation im Hinblick auf die zu erwartende neue GOÄ muss und wird sicherlich erfolgen.
Das CAFRAD hat sich für die Zukunft vorgenommen, abgesehen von diesen rein ökonomischen Daten auch die Prozesse in der Krankenhausradiologie zu definieren und messbare Kernabläufe zu vergleichen. Darüber hinaus sollen Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit von Abteilungen und Instituten über die reine Leistungserbringung den Beitrag der Krankenhausradiologie zur Wertschöpfung erklären und helfen, die Radiologie auch bei externen Beobachtern als „Profit Center“ zu etablieren.