Link zur Ausstellung "Spurensuche"
www.klinikum-ingolstadt.de/kliniken-und-institute/radiologie
von Prof. Marion Maria Ruisinger, Deutsches Medizinhistorisches Museum
Im Vorfeld des Ersten Weltkrieges wurde nicht nur waffentechnisch, sondern auch medizintechnisch aufgerüstet. Die beteiligten Armeen hatten das Potential des von Wilhelm Conrad Röntgen entdeckten Untersuchungsverfahrens für militärische Zwecke rasch erkannt: Erstmals konnten Schussfrakturen und Steckschüsse sichtbar gemacht werden. Damit wurde der Erste Weltkrieg zu einem Experimentierfeld der Radiologie, insbesondere die Fremdkörper-Lokalisationsdiagnostik bot viel Material für wissenschaftliche Forschungen und technische Verfeinerungen.
In der Münchner Augenklinik Herzog Carl Theodor, die während des Kriegs als Vereinslazarett genutzt wurde, stand dem dort tätigen Elektroingenieur Dr. Wertheimer sogar eine brandneue Präzisions-Durchleuchtungsröhre der ortsansässigen Firma Polyphos zur Verfügung. Dort entstanden auch Glasplatten-Röntgenbilder der verwundeten Soldaten, die in Form von Papierabzügen in ein großes Album eingeklebt wurden. Jeder Soldat signierte seine dazugehörige Krankengeschichte eigenhändig. Dadurch bekam das Album fast den Charakter eines Poesiealbums – und tatsächlich war es als Geburtstagsgeschenk gedacht. Die Beschenkte war Maria Josepha in Bayern, die Witwe Herzog Carl Theodors, der die Klinik gehörte. Sie war in dem Vereinslazarett nicht nur als Rot-Kreuz-Schwester tätig, sondern interessierte sich ganz besonders für die von Wertheimer durchgeführten Fremdkörperlokalisationsarbeiten.
Heute befindet sich das Röntgenalbum in der Sammlung des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt. Das Gedenkjahr 2014 gab den Anlass, das ungewöhnliche Album und die darin befindlichen Röntgenbilder in das Zentrum einer kleinen Ausstellung zu stellen: „Spurensuche. Röntgenbilder aus dem Ersten Weltkrieg“. Die radiologische Expertise dafür steuerte Professor Dr. Dierk Vorwerk vom Klinikum Ingolstadt bei. Ergänzt durch Leihgaben aus dem Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt und dem Deutschen Röntgen-Museum Remscheid geht die Ausstellung drei Fragen nach: Welche Bedeutung hatte die Röntgentechnik für den Ersten Weltkrieg? Was hatte es mit dem Vereinslazarett Herzog Carl Theodor auf sich? Und vor allem: Wer waren die 81 Soldaten, deren Röntgenbilder in dem Album zusammengestellt sind, und wie verlief ihr weiteres Schicksal?
Zu der Ausstellung ist ein kleiner Katalog erschienen, der zum Preis von 12 Euro (incl. Versand) per E-Mail bestellt werden kann: dmm@ingolstadt.de.