Deutsche Röntgengesellschaft e.V.
Florian Schneider
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Dr. Tilman Emrich Presseinformation zum 95. Deutschen Röntgenkongress / 7. Gemeinsamen Kongress der DRG und ÖRG, 28.05.-31.05.2014 im CCH Hamburg
Nicht bei allen Patienten mit den klinischen Zeichen eines Herzinfarkts finden sich in der Herzkatheteruntersuchung verschlossene Herzkranzgefäße. Eine Magnetresonanztomographie des Herzens kann in solchen Fällen bei neun von zehn Patienten zur richtigen Diagnose führen – und dafür sorgen, dass auch jene Patienten, die nur scheinbar nichts am Herzen haben, optimal versorgt werden.
Die Konstellation ist gar nicht so selten: Ein Patient kommt mit schwersten Brustschmerzen in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Der Verdacht auf einen Herzinfarkt steht im Raum. Auch in der Laboruntersuchung findet sich ein typischer Befund: Das „Herzenzym“ Troponin ist erhöht. Nun zählt jede Minute. Ein Herzkatheter wird durchgeführt. Und der Kardiologe findet – nichts. Die drei Herzkranzgefäße und deren wichtigste Nebenäste sind offen. Für einen akuten Gefäßverschluss, der mit Hilfe des Herzkatheters wieder eröffnet werden könnte, gibt es keinen Anhalt.
Detailinformationen über Anatomie und Funktion des Herzens
„Wir wissen aus zahlreichen Studien, dass viele dieser Patienten trotz unauffälligem Herzkatheter eine Herzerkrankung haben. Wenn aber die Ultraschalluntersuchung des Herzens auch keinen eindeutigen Befund liefert, dann wird der Patient unter Umständen ohne Diagnose wieder nach Hause geschickt“, sagt Dr. Tilman Emrich von der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin Mainz.
Helfen kann in einer solchen Situation eine Magnetresonanztomographie des Herzens („Kardio-MRT“). „Das Besondere an dieser Untersuchung ist, dass wir damit sowohl die Anatomie als auch die Funktion der Herzens sehr detailliert beurteilen können“, so Emrich. So lassen sich Erkrankungen des Herzmuskels genauso sichtbar machen wie Bewegungsstörungen der Herzwände, Probleme mit der Sauerstoffversorgung oder eine schlechte Pumpfunktion.
Kardio-MRT findet die Diagnose in neun von zehn Fällen
Zusammen mit Kollegen hat der Radiologe in Mainz bei insgesamt 125 Patienten mit Brustschmerzen, erhöhten Herzenzymen und unauffälligem Herzkatheter eine solche Kardio-MRT durchgeführt und auf Basis der Ergebnisse eine Diagnose gestellt. Als Referenz diente eine im Expertenkonsens mit den Kardiologen gestellte Diagnose unter Berücksichtigung des weiteren klinischen Verlaufs.
„Wir konnten zeigen, dass bei diesen Patienten trotz unauffälligem Herzkatheter eine Vielzahl von verschiedenen Erkrankungen des Herzmuskels vorliegt“, betont Emrich. Gemessen an der Referenzdiagnose lieferte die kardiale MRT in 90% der Fälle die richtige Diagnose. Zu den mit Brustschmerz und Erhöhung der Herzenzyme einhergehenden Erkrankungen gehören unter anderem Entzündungen des Herzmuskels („Myokarditis“) und unterschiedliche nicht-entzündliche Erkrankungen des Herzens. Bei einigen Patienten konnte sogar ein Herzinfarkt nachgewiesen werden, der sich im Herzkatheter nicht manifestiert hatte.
Angesichts der hohen Diagnosesicherheit der Kardio-MRT empfiehlt Emrich, bei allen Patienten mit Brustschmerzen und infarkttypischem Laborbefund eine Kardio-MRT durchzuführen, wenn im Herzkatheter kein Herzinfarkt entdeckt wird. Für die Patienten hat das den enormen Vorteil, dass bei ihnen die richtige Diagnose gestellt und sie entsprechend behandelt werden können. Spezielle technische Voraussetzungen sind dafür nicht erforderlich: „Jede Klinik, die über ein MRT-Gerät und eine entsprechende Expertise in der Herzbildgebung verfügt, kann diese Untersuchungen prinzipiell durchführen“, so Emrich.