Deutsche Röntgengesellschaft e.V.
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Professor Dr. med. Horst Urbach, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Freiburg DRGKöln, 10. Oktober 2013 – Epilepsie gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland leiden etwa 0,7 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung, also rund 600 000 Menschen, an dem Krampfleiden. Schätzungsweise jeder zehnte Betroffene leidet an einer Form der Epilepsie, die Ärzte durch einen chirurgischen Eingriff heilen können. Der operable Erkrankungsherd im Gehirn wird jedoch leicht übersehen. Denn Standard-Bildgebungsverfahren reichen oft nicht aus, um diesen zu entdecken. Bei der Untersuchung von Betroffenen sollten deshalb in spezialisierten Zentren auch erweiterte bildgebende Techniken – etwa die computerisierte Nachbearbeitung von Kernspinaufnahmen – zum Einsatz kommen, empfehlen Neuroradiologen. Die Epilepsie-Diagnostik ist ein Thema der heutigen Pressekonferenz anlässlich der 48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie.
Kleine Fehlbildungen in der Großhirnrinde können bei manchen Menschen wiederkehrende epileptische Anfälle auslösen. „Diese sogenannten epileptogenen Läsionen entstehen oft bereits im Mutterleib“, sagt Professor Dr. med. Horst Urbach, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Freiburg. „Im Unterschied zu anderen Ursachen der Epilepsie – etwa, wenn die Krampfanfälle genetisch bedingt sind oder infolge bestimmter Erkrankungen auftreten – können epileptogene Läsionen bei vielen Patienten operativ entfernt und Betroffene so von der Epilepsie dauerhaft geheilt werden“. Die Operation wird vor allem dann durchgeführt, wenn Medikamente die epileptischen Anfälle nicht verhindern können.
Um herauszufinden, ob einem Epilepsiepatienten mit einer Operation geholfen werden kann, erfolgt eine Untersuchung mittels Kernspintomografie. Doch Standard-MRT-verfahren geraten dabei an ihre Grenzen. „Epileptogene Läsionen sind meist klein, sie verändern sich im Laufe des Lebens nicht und sind angesichts der komplexen Faltung der Großhirnrinde nur schwer erkennbar“, so Urbach. „Ob eine Läsion entdeckt wird, hängt deshalb oft davon ab, welche Untersuchungstechniken verwendet werden und wie erfahren der Diagnostiker ist.“
Erweiterte bildgebende Techniken, etwa die computerisierte Nachbearbeitung von Kernspin(MRT)-Aufnahmen können die Diagnostik verbessern. Beim „MRT postprocessing“ vergleicht eine Software die Hirnrinde der Patienten mit Normwerten. Kleinste Unterschiede in der Dicke, ungewöhnliche Ausdehnungen oder abweichende Schattierungen, die für das bloße Auge nicht sichtbar sind, werden dabei erkannt. In eine Studie der Universität Bonn an 91 Patienten zeigte sich, dass Neuroradiologen mithilfe des Verfahrens 98 Prozent der Läsionen entdecken konnten. Bei Standard-MRT-Untersuchungen wurden, je nach Läsionstyp, teilweise nur 65 Prozent der Fehlbildungen erkannt.
„Die MRT-Untersuchung von Epilepsiepatienten sollte deshalb stets in speziellen Zentren stattfinden, die mit den Techniken der bildgebenden Epilepsie-Diagnostik erfahren sind“, fordert der Experte aus Freiburg. „Es ist wichtig, diejenige Patienten, die von einer Operation profitieren könnten, frühzeitig zu identifizieren.“ Mit der Heilung der Epilepsie steigen die Lebensqualität und die sozialen Chancen. Zudem sinkt das Verletzungs- und Todesrisiko durch die Anfälle, weiß Professor Urbach.